Donnerstag, 4. April 2019

Mit dem Fahrrad durch den Süden Portugals


Im Frühling an der Algarve Rad fahren




Startpunkt der Tour war der Flughafen von Faro an der Algarve im Süden von Portugal. Meine Planung sah vor zunächst bis Lissabon die Küste entlang zu fahren und dann wetterabhängig durch das Bergland zurück zum Ausgangspunkt. Die Tour bin ich mit meinem Mountainbike (mit Slicks) in der letzten März-Woche bei perfektem Wetter gefahren (Temperaturen immer zwischen 15 und 21 Grad, meistens Sonne, bis auf einen halben Tag mit Regen in den Bergen). Die komplette Streckenführung basierte auf Tourenvorschlägen von Komoot, die ich entsprechend den jeweiligen Tageszielen ein wenig abgewandelt habe. Die Tagesetappen waren so ausgelegt, dass immer genügend Zeit für die eine oder andere Pause am Strand blieb. Zudem hatte ich Puffer eingebaut, um nicht bei einer Reifenpanne oder starkem Gegenwind in Zeitnot zu geraten. Darüber hinaus wollte ich nicht so spät am Zielort ankommen, so dass nur noch Zeit zum Essen und Schlafen bleiben würde. Die Länge der täglichen Radetappen war auch durch das Vorhandensein oder Nicht-Vorhandensein von Hostels beeinflusst. Hostels sind in Portugal in touristisch erschlossenen Gegenden zwar weitverbreitet, aber es gibt auch deutliche Lücken vor allen im Binnenland.


Der erste Tag

Es ist ein gutes Gefühl bei blauen Himmel und Sonnenschein und angenehmen 18 Grad mit dem Rad zu starten. So ausgeruht werden die Beine die ganze nächste Woche nicht mehr sein. Wie zu erwarten, war starker Verkehr auf den ersten Kilometern vom Flughafen. Die Region um Faro und Albufeira ist nicht gerade für Radfahrer gemacht. Aber das Durchhalten lohnt sich. Je dichter man an die Küste kommt, desto schöner wird die Tour. Ein erster Höhepunkt beginnt hinter dem Ort Vilamoura. Die Region Acoteias zeichnet sich durch eine beeindruckende Steilküste aus. An diesen wunderschönen Strandabschnitt muss man eine erste Pause einlegen. Über mehrere Kilometer kann man oberhalb der Felswände auf einem Sandweg gehen oder man wählt den beeindruckenden Weg unten am herrlich weißen Sandstrand. 



Der weitere Weg auf dem Rad führt auf relativ ruhigen Nebenstraßen vorbei am Club Alfa Mar in Richtung Albufeira. Sobald man den Ort verlassen hat, nimmt man den Duft von Zitrusfrüchten wahr, der über der gesamten Region liegt. Das Ziel des ersten Tages war die Portimao, eine größere Stadt mit Hafen und breitem Strand, aber auch viel Verkehr (ca. 65 km). Das Hostel „My Guesthouse“ lag in einer ruhigen Seitenstraße (Rua das Nacoes Unidas, lote 33)



Der zweite Tag startet aus dem Zentrum von Portimao. Die ersten Kilometer führen durch das Wohngebiet der Stadt, ohne Navi hätte ich keine Chance den Weg zu finden. Als ich an einer Kreuzung doch unsicher war und stehenblieb, wurde ich recht aggressiv von einem jungen Autofahrer angebrüllt, ich verstand nichts, mir blieb bis zum Schluss unklar, was er wollte. Das sollte aber der einzige Zwischenfall bleiben. In den folgenden Tagen wurde ich nicht ein einziges Mal angehupt. Danach wurde der Verkehr stärker, aber zum Glück gibt es auf den Hauptstraßen immer einen Seitenstreifen, der überwiegend gut zu befahren ist. Hinter dem Ort Lagos ging es über Seitenstraßen Richtung Küste, dabei wurde es von Meter zu Meter ruhiger und landschaftlich immer schöner. Überall sieht man dicht mit Früchten behangene Orangenbäume und Zitronenplantagen. Ich nutzte einen Abstecher an den Strand, um das tolle Panorama einzufangen. Die Wege zum Stand sind oft holperige Sandpisten, da ist es gut, ein Mountainbike zu haben. Von nun an hätte ich fast jeden Kilometer irgendwo an den Strand fahren können, überall gab es kleine Badebuchten. 


Jetzt Ende März war es nirgends voll, bei herrlichem Sonnenschein lagen die schönen Sandstrände fast unberührt von einem. Es ist immer wieder ein Genuss bei Sonnenschein, an den weiß getünchten Häusern mit ihren roten Dächern vorbei zu fahren.



Erst als es Richtung Sakres, an die äußerste Südwestspitze von Portugal ging, wurde der Verkehr wieder stärker. Hinter Sakres führte nur eine Straße zum südlichsten Zipfel von Europa. Auf dem Weg dorthin gab es weitere spektakuläre Ausblicke von teilweise sehr hohen Felswänden. 



Auch an diesem Vormittag meinte es der Wind es gut mit Radfahrern: Ein kräftiger Nordost–Wind schob mich zum Aussichtspunkt. Dass es an dieser exponierten Stelle an der äußersten Spitze des Landes windig ist, merkte ich auf dem Rückweg nach Sakres, hier war eher Schneckentempo angesagt. Ab Sakres gab es neben der Hauptstraße eine alte Landstraße, die zu einem Radweg umdeklariert wurde. Eigentlich eine gute Idee, wenn die Straße nicht seit mindestens 30 Jahren nicht mehr ausgebessert worden wäre. Von nun an ging es Richtung Norden und das hieß eher Gegenwind oder Seitenwind, auf jeden Fall war die Rückenwindfahrt seit dem Start in Faro jetzt erst einmal vorbei. Dafür wurden die Straßen jetzt wieder leerer und die Vegetation änderte sich, es wurde waldiger und leicht hügelig. Bisher hatte ich extrem wenig Radfahrer getroffen. Auch in den Städten waren fast keine Menschen auf dem Rad unterwegs. Wahrscheinlich haben die Portugiesen deshalb auch weniger Erfahrung mit Radfahrern. Auffällig ist, dass im Vergleich zu Deutschland hier mit viel weniger Abstand überholt wird. Der Straßenbelag ist überwiegend gut, zumindest auf den Hauptstraßen, auf Nebenstraßen ist der Belag nicht immer rennradtauglich. Zudem muss man überall überraschend mit Rampen bis 20% Steigung rechnen, dann braucht man in der Regel eine Mountainbike-Übersetzung. 


Portugal ist ein günstiges Land für Übernachtungen. Die einfachsten Mehrbettzimmer in einem Hostel kosten um diese Zeit nur 15 bis 18 Euro. Mit ein wenig Planung findet man auch abseits der großen Städte an der Küste immer ein Hostel. An der Westküste waren die Gäste in den Hostels überwiegend Wanderer. Im März braucht man in der Regel auch nicht vorher zu reservieren, es sind immer ausreichend freie Betten vorhanden. Je stärker man sich Lissabon nähert, desto voller werden die Hostels, besonders am Wochenende. Die Radstrecke Richtung Norden war gut zu fahren, es wurde hügeliger mit leichten Anstiegen auf knapp 150 m. Die Strecke führte in einiger Entfernung, parallel zur Küste durch ein waldiges Gebiet. Mein Tagesziel erreiche ich nach gut 110 km im Ort Aljezur. Das Hostel in Aljezur (Amazigh Design Hostel, Rua da Ladeira 5) ist gut, dort übernachten vor allem Wanderer. Der Ort ist idealer Ausgangspunkt fürs Laufen, leicht hügelig, einfach nur schön.



Der dritte Tag startet in Aljezur über eine wunderschöne Route parallel zur eigentlichen Hauptstraße geht es Richtung Norden. Die Straße ist ein Traum, fast verkehrsfrei schlängelt sie sich ohne große Steigungen durch die Landschaft, um nach gut 10 km wieder auf die Hauptstraße zu münden. Wenig später geht es wieder dichter an die Küste, eine kleine Sandbucht lädt zu einer kleinen Pause ein. Ende März sind die Strände in der Woche zum größten Teil komplett menschenleer.



Leider wird danach die Straße für 3 km zu einer Sandpiste, also dieser Abschnitt ist sicher nicht rennradtauglich. Auch als es wieder eine Straße gab, war diese in einem so schlechten Zustand, dass man Schlangenlinien fahren musste, um an den tiefen Schlaglöchern vorbei zu kommen.
Weiter an der Küste entlang folgt ein weiterer beeindruckender Aussichtspunkt: Cabo Sardao. Der Leuchtturm von Cavaleiro, die Aussichtsplattform ist so gelegen, dass man einen 270-Grad-Blick hat, an dieser Stelle fällt die Küste steil ab, so dass man von oben auf die tosende See blickt.



Ziel dieses Tages war der Ort Vila Nova de Milfontes, wunderschön am Fluss Mira gelegen (ca. 65 Tageskilometer). Hier scheint ein Trainingszentrum für Kajakfahrer zu existieren, es war auffällig wie viele schnelle Kanuten am Steg vorbeizogen. Nachdem ich das „Lost in Milfontes Hostel“ gefunden hatte, stand ich erst mal vor verschlossener Tür. Die Rezeption lag unten im Ort, nur durch Zufall erfuhr ich diese Info von einem weiteren Gast, der zielstrebig mit einem Schlüssel bewaffnet, auf das Haus zusteuerte. Die meisten der kleinen Orte an der Küste bestehen im Zentrum aus schmalen Gassen, die nur darauf warten, erkundet zu werden. Über diese gelangt man zum Anlegesteg am Fluss Mira mit herrlichem Blick auf das Flussdelta.



Das Ziel des 4. Tages war die Hafenstadt Setúbal, etwas mehr als 100 km nördlich von Vila Nova de Milfontes gelegen. Um die Stadt Sines mit ihren Raffinerien zu umgehen, wählte ich den Weg über das Bergdorf Santiago de Cacem, das etwas mehr als 200 m über dem Meeresspiegel liegt. Der gleichmäßige Aufstieg wurde mit einer beeindruckenden Aussicht auf die Küste und die Industriestadt Sines belohnt. Danach verlief die Strecke in einiger Entfernung von der Küste, manchmal ein wenig langweilig, weil schnurgerade, in Richtung Norden. Kurz bevor es auf die schmale Landzunge Richtung Setúbal geht, gibt es auf der linken Seite die Möglichkeit eine Pause direkt am Strand zu verbringen (Praia da Camporta). 



Am Ende der Landzunge gibt es dann zwei Fähren, die erste ist für Autos und Radfahrer gedacht und fährt immer zur vollen Stunde nach Setúbal. Die Überfahrt kostet 5 Euro für Fahrräder und dauert knapp eine halbe Stunde, vorbei an Frachtschiffen, geht es zum Anleger mitten in der Stadt. 



Am 5. Tag starte ich morgens von meiner Unterkunft „Arrabid’in Hostel“ wieder bei schönem Wetter aus Setúbal. Ich habe mich entschlossen, durch das Binnenland zurück nach Faro zu fahren. Ich nehme die Autofähre zurück nach Troia. Es gibt eine zweite Fähre, die allerdings nur Fußgänger und keine Radfahrer befördert. Die Autofähre verkehrt jede Stunde aus Setúbal, es ist nur ein kurzer Weg vom Hostel zum Hafen. Auf der schmalen Landzunge geht es dann über knapp 15 km wieder zum Ort Comporta Richtung Süden. Die Strecke ist gut zu fahren, es ist kaum Verkehr. Zunächst geht es flach an der Küste entlang vorbei am Ort Melides, dann langsam ansteigend zum Dorf Santiago do Cacem mit zum Teil herrlichen Ausblicken auf die Küste. Dieser kleine Umweg durch die Berge ist empfehlenswert, weil man dadurch die Industriestadt Sines umgehen kann. Ein lohnender Abstecher führt am Strand zwischen Sines und Porto Covo entlang. Allerdings muss man dafür bei der Abfahrt vom Ort Santiago do Cacem über einen schwer zu befahrenden Sandweg zurück in Richtung Sines fahren. Die nun folgende wunderschöne Küstenstraße führt ganz dicht am Wasser entlang mit immer wieder großartigen Ausblicken bis zum Ort Porto Covo. An der Küstenstraße lohnt sich ein Zwischenstopp für einen Blick von der steilen Küste aufs Meer. 



Das Hostel „Casa no Campo“, das in der Nähe von Porto Covo liegen soll, ist schwer zu finden. Es liegt ein wenig versteckt an einem Sandweg, mindestens 6 km südlich vom Ort entfernt (Tagesetappe 98 km). Der Aufwand wird belohnt: ein abgeschiedenes Haus, umgeben von Orangenbäumen, sehr schön gelegen mit einer Outdoor-Küche und einem netten Besitzer.




Auch der 6. Tag begann wieder mit strahlendem Sonnenschein. Um 10:00 Uhr bin ich von Hostel „Casa no Campo“ in der Nähe von Porto Covo auf meine Tour Richtung Süden zum Ort Silves gestartet. Diesmal liegen gut 110 km vor mir. Beim Frühstück im Garten hatte ich ein sehr anregendes Gespräch mit dem Eigentümer des Hostels und zwei Wanderern. Es ging dabei um die Klimaveränderung. Der Eigentümer klagte darüber, dass die Korkeichen alle krank seien. Er sagte weiter, dass es viel zu wenig geregnet hätte in dieser Region. Obwohl hier alles grün aussehe, seien viele Pflanzen krank. Er selbst lebe hier seit fünf Jahren mit seinem Sohn. In Spitzenzeiten hätte sein Haus bis zu 32 Gäste. Heute, am 1. April, waren es drei Gäste. Zurück auf der Hauptstraße, ging es erst einmal auf einer ruhigen Straße Richtung Vila Nova de Milfontes. Im weiteren Verlauf nahm der Verkehr stetig zu. Erst ab dem Ort São Teotonio, als es links ab in die Berge ging, wurde der Verkehr spürbar weniger. Von Kilometer zu Kilometer wurde es ruhiger und die Natur schöner. Am Anfang der Strecke dominierte Kiefernwalder, dann folgte eher ein Mischwald. Es lag ein süßer Duft in der Luft. Es ging stetig bergauf. 


Die Steigungen waren insgesamt gut zu fahren. Nur die letzten 6 km vor Monchique waren anstrengend, weil es insgesamt auf gut 500 m über Normal ging. Die Straße hatte hier eine gute Qualität, Verkehr war so gut wie keiner. In den Bergen muss man allerdings immer mit plötzlichem Regen rechnen. Kurz vor Monchique war es dann soweit, es setzte starker Regen ein. Zum Glück gab es im Ort einen Supermarkt, dort konnte ich das schlechte Wetter abwarten und mich trocknen. Mittlerweile war es relativ kalt geworden, so dass man auf Abfahrt von Monchique ins Tal deutlich abgekühlte. Das Gefälle war ideal und die Straße in einem guten Zustand, so dass man in kürzester Zeit den Ort Silves erreichte (Tagesetappe 114 km). Dort an der Küste hatte es allerdings an diesem Tag nicht geregnet. 


Der 7. Tag war von der Radentfernung fast ein Spaziergang. Bis Quarteira waren es von Silves weniger als 40 km. Damit hatte ich an der Küste angekommen wieder viel Zeit für einen Abstecher an den Strand von Acoteias am Ende des Touristenzentrums Vilamoura.







In Quarteira hatte ich eine Reservierung im „Conii Hostel. Das einzige Hostel in der Stadt, aber großartig eingerichtet: Großzügige Küche, Aufenthaltsraum und gute Duschen. Das Hostel funktioniert eher wie ein Hotel, alle Räume und auch das persönliche Fach sind mit einer Schlüsselkarte gesichert, es gibt eine ständig besetzte Rezeption, die zudem superfreundlich war. Der Weg nach Quarteira war unspektakulär, vorbei an Orangenplantagen ging es durch die touristischen Zentren an der Algarve.



Von Quarteira waren es mit dem Rad nur noch knapp 20 km zum Flughafen Faro.



Gut zu wissen:



Allgemeines zum Radfahren im Verkehr

Die Hauptstraßen sind in einem so guten Zustand, dass man sie ohne Einschränkung mit dem Rennrad befahren kann. Allerdings ist der Verkehr auch häufig extrem stark. An den meisten Hauptstraßen gibt es einen schmalen Seitenstreifen, auf den man relativ sicher fahren kann. Sollte dieser schmale Streifen einmal fehlen, spürt man wie dicht man von den Autos überholt wird. Es gibt relativ viele Fahrer die keinen ausreichenden Abstand zu Fahrrädern einhalten. Besonders gefährlich sind die Lastwagen, die einen oftmals sehr dicht überholen. Sobald man die Hauptstraßen verlässt, muss man damit rechnen, dass die Straßenqualität dramatisch schlechter wird. Oft bestehen die Straßen aus einem einzigen Flickenteppich, mit Schlaglöchern zwischendrin. Um diese Jahreszeit waren nur sehr wenige Radfahrer unterwegs. Nur sehr vereinzelt bin ich Rennradfahrern begegnet.


Hostels

insgesamt sind die Hostels extrem sauber, haben gut eingerichtete Küchen, manchmal gibt es Handtücher, manchmal nicht. Oftmals lebt die gesamte Familie des Eigentümers im Hostel zwischen den Gästen. Um diese Zeit waren die Hostels ungewöhnlich leer, getroffen habe ich viele deutsche Wanderer, die eher jung waren. Die App Hostelworld funktioniert sehr zuverlässig, meine Reservierung von unterwegs hat selbst am gleichen Tag immer geklappt, Kreditkarten werden oft, aber nicht immer akzeptiert, die Stromversorgung für Handy und Co war überall gut, oft gab es sogar Stromanschlüsse am Bett. Mit einer Ausnahme (Porto Covo) gab es überall WiFi. Um diese Zeit gab es zudem regelmäßig frische Orangen aus den eigenen Gärten; das Aus- und Einchecken war unkritisch und ohne Zeitdruck. Hostels in der Stadt sind etwas anonymer, daher war es ist etwas schwerer in Kontakt mit anderen Gästen zu kommen. Die Preise für die Hostel-Übernachtungen lagen zwischen 15 und 18 Euro in Mehrbettzimmern, manche Hostels haben saisonabhängige Preise, die im Juli/August deutlich höher liegen können.

Hostel in Silves



Komoot-App als Navigation zum Radfahren

Grundsätzlich ist die Komoot-Abb gut geeignet für eine Navigation über Kopfhöher, einen groben Touren-Überblick sollte man sich jedoch vor jeder Fahrt verschaffen. Auch sollte man den gesunden Menschenverstand bei der Navigation nicht abschalten. Eine Herausforderung stellen immer wieder Verkehrs-Kreisel dar: Ansage „3. Ausfahrt“ , wenn es nur zwei gibt. „Bitte rechts“, obwohl es rechts keine Straße gibt. Die Benennung der Straßen, z.B. „links auf die N2073-1“ ist nicht hilfreich, weil die Nummerierung besonders bei kleinen Straßen fehlt. Manchmal ist man selbst als Radfahrer zu schnell, dann hinkt die Navigationsansage hinterher. Relativ zutreffend sind die Entfernungsansagen: „in 120 m rechts“. Oft heißt es nur „Straße rechts“, dann muss man das Glück haben, sich für die richtige Abzweigung entschieden zu haben. Komoot wählt selten schlechte Sandwege, wenn, dann nur als kurze Verbindungsstücke, die können aber durchaus ein bis zwei Kilometer lang sein. Insgesamt ist die App sehr verlässlich, vor allem in der Stadt ist sie extrem hilfreich in unübersichtlichen Straßennetzen. Komoot passt die Route relativ schnell an, wenn man sich verfahren hat. Das iPhone-Akku beispielsweise hält bei aktiver Navigation über 4 bis 6 Stunden, also fast eine ganze Tour. Sollte es notwendig sein unterwegs die Route umzuplanen, ist das kein Problem, sofern eine Internetverbindung vorhanden ist. Manchmal ist Komoot für lange Zeit „ruhig“, man denkt die App hat sich ausgeschaltet, aber nein, auch bei längeren Geradeauspassagen gibt es plötzlich ein „folge der Fahrtrichtung für weitere 10,9 km. Etwas penetrant ist die Ansage, wenn man die geplante Route einmal bewusst verlässt: „bitte umkehren“ oder „ die Route liegt 500 mit hinter dir“. Beim Verlassen der Route ist es besser, die Navigation pausieren zu lassen.


Freitag, 5. Oktober 2018

Cran Canaria zu Fuß erleben – von der Ost- zur Westküste wandern


Cran Canaria menschenleer erleben – zu Fuß quer über die Insel





Unser Ziel war eine Wanderung über die Insel von Ost nach West. Wir hatten etwas mehr als eine Woche Zeit. Am Morgen des 23. September starteten wir ganz in der Nähe des Flughafens im Ort Agüimes. Die Wetteraussichten waren gut, Tagestemperaturen um 27 Grad, nachts um 20 Grad und kein Regen in Sicht. Unser Ziel war der Strand Gügüi auf der Westseite der Insel. Dieser einsame Strand ist nur über Wanderwege zu erreichen, es gibt dort weder Unterkünfte, noch die Möglichkeit etwas einzukaufen. Unser Weg sollte über den höchsten Punkt der Insel, den erloschenen Vulkan Pico de las Nieves (1949 m) und vorbei am Wahrzeichen Gran Canarias dem über 1800 m hohen Roque Nublo führen. 

Wir hatten alles dabei, um völlig autark zu sein: Zelt, Schlafsack und Proviant, Wasser allerdings nur für 2 Tage. Wir hatten unsere Tour auf der Komoot-App geplant, teilweise auf Wanderwegen, die auf den offiziellen Karten nicht verzeichnet waren. 

Der erste Tag hatte es in sich: bei großer Hitze haben wir mehr als 1000 Höhenmeter, verteilt auf knapp 12 km bewältigt. Die Ausschilderung aus dem Ort Agümies war sehr dürftig, nur die zur Kontrolle immer wieder geöffnete Komoot-App hat uns geholfen, den richtigen Weg zu finden. Nur mit Karte hätten wir uns hoffnungslos verlaufen. Obwohl die Sonne vom blauen Himmel brannte, war die Sicht zurück auf die Küste und über das Meer eingeschränkt, es war sehr diesig. 



Der Aufstieg war durch eine eher karge, trockene Landschaft geprägt. Vorbei an den letzten Häusern ging es teilweise quer Feld ein durch Disteln und trockene Sträucher, weiterhin waren die Wege nur spärlich gekennzeichnet, aber der mitlaufende Kontrollpunkt auf dem Handy wies uns den richtigen Weg. Wir brauchten deutlich mehr Wasser als erwartet, es war heiß an diesen Tagen Ende September. Ungefähr ab 800 Höhenmeter tat sich vor uns eine vielfältige Gebirgslandschaft aus trockenen Felswänden und einem grünen Tal auf. Dort unter verlief eine Straße zum letzten Parkplatz. Wir fanden für die Mittagspause einen Schattenplatz auf 1000 m Höhe und am Nachmittag eine ebene Stelle auf einer wilden Wiese für unser Zelt (1300 m). 


Trotz der Höhe blieb es heiß. Bis zu diesem Zeitpunkt waren wir nur zwei Wanderern begegnet. Die ganze Gegend schien menschenleer. Zu dieser Jahreszeit ging die Sonne um 20 Uhr unter und wir konnten fast bis 8 Uhr am nächsten Morgen schlafen bis uns die aufgehende Sonne weckte. Hier oben herrschte totale Stille, einziges Geräusch waren fliegende Insekten. 

Entspannt, bei angenehmen Temperaturen ging es die ersten Stunden am nächsten Morgen weiter. Immer wieder taten sich schöne Blicke auf, schroffe Felsformationen und grüne Täler. Die Wege waren am zweiten Tag gut zu erkennen und einfach zu wandern, aber eine Kontrolle über die vorher geplante Route auf dem Handy erwies sich als notwendig, sonst wären wir komplett falsch gelaufen. Der Handy-Empfang war während der ersten zwei Tage ausgezeichnet. 

Gegen Mittag erreichten wir den höchsten Punkt unserer Tour mit knapp 2000 m, den Pico de las Nieves. 


Ein herrlicher Blick in alle Richtungen; vor uns lag eine wunderbare Felslandschaft fast ohne Straßen oder Orte. Hierherauf führte eine schmale Straße zu einem Aussichtspunkt, an dessen Ende auf einem kleinen Parkplatz sich ein Kiosk befand. Auf diese Verpflegungsstelle hatten wir in unserer Planung gesetzt, den unser Wasservorrat ging auf die Neige. Wir tranken vor Ort soviel wir konnten und kauften gut 3 Liter Wasser für die nächsten 24 Stunden. 


Der Weg führte jetzt durch lichte Kiefernwälder. Auf einem Felsplateau auf ca. 1700 m Höhe mit Blick auf den Roque Nublo schlugen wir am Nachmittag unser Zelt auf. 


Der Blick über das leicht hügelige Binnenland mit kleinen Stauseen war atemberaubend. Bis zum Sonnenuntergang blieb es heiß, auch an den folgenden Tagen, abends und nachts waren die Temperaturen angenehm, aber immer noch so warm, um in kurzer Hose und T-Shirt rumzulaufen. Rund um den Roque Nublo begegneten wir vielleicht 3 bis 4 Wanderern, am Abend aber waren wir wieder vollkommen allein. Insgesamt hatten wir 13 km an diesem Tag zurückgelegt. 


Die Wege waren weiterhin gut zu gehen, auf dem trockenen Fels hatte man guten Halt. Nur bergab gab es immer wieder Geröllpassagen, die konzentriertes Gehen erforderlich machten. Das Schattenspiel der auf- und untergehenden Sonne über den felsigen Gebirge war ein Traum. 



Am nächsten Tag half uns auch wieder nur ein mobiler Kiosk (am Einstieg zum Roque Nublo), um unseren Durst zu löschen und die Wasservorräte für einen weiteren Tag aufzufüllen. Die Versorgung mit Trinkwasser stellte auf dieser Tour eine große Herausforderung dar, zumal die Sonne auch in den folgenden Tagen gnadenlos vom Himmel brannte. Die Höhe brachte wenig Erleichterung, der zeitweise aufkommende Wind hingegen war ein Wohltat. 

Der Roque Nublo gilt nicht umsonst als das Wahrzeichen der Insel, bei schönem Wetter kann man stundenlag den Ausblick über die Insel genießen. 


Der jetzt vor uns liegende Teil der Wanderung ging wieder durch eine vollkommen unbewohnte aber wunderschöne Berglandschaft, entsprechend gering war die Chance irgendwo zwischendurch Trinkwasser zu bekommen. 




Wir entschlossen uns daher beim Kreuzen einer Bergstraße (GC60) unsere Route für den Einkauf von Wasser zu verlassen. Wir versteckten unsere Rucksäcke und wanderten ohne Gepäck über die Straße in den nächsten Ort, in dem es wenigstens eine Bar gab (Casa Melo, Avacata), in der wir Wasser und überraschend auch etwas Milch bekamen. Schwer beladen mit Getränken für zwei Tage wanderten wir noch einige Kilometer bis wir mit Blick auf einen Stausee (Embaise de la Cueva de la ninas) einen traumhaften Platz in 1300 m Höhe für unser Zelt gefunden hatten. 


An diesem Tag waren wir 4 ½ Std. unterwegs und legten dabei gut 15 km zurück. Wir haben immer zeitig unser Zelt aufgeschlagen, um noch bei Tageslicht zu kochen und den beeindruckenden Ausblick zu genießen. Zum Glück war die Zeit vor Sonnenuntergang relativ mückenarm, wenn überhaupt, dann gab es nur sehr kleine Mücken, deren Stiche aber genauso weh taten wie die der großen Verwandten. Insgesamt waren wenig Insekten auf unseren Plätzen anzutreffen. In den ersten Tagen waren es vor allem Fliegen, später auch wenige Wespen und manchmal Ameisen, aber alles nicht wirklich störend. 


Der vierte Tag unserer Wanderung war wieder ein Highlight. Auf dem Höhenweg unterhalb des Montana de Ojeda hatten wir einen großartigen Blick auf ein Tal das die Orte La Aldea de San Nicola und Mogan verbindet. Auf dem mehrere Kilometer langen Höhenweg (1100 m) eröffnete sich der Blick auch auf das zum Meer hinführende Tal bei Tasarte. 




Wir nährten uns in großen Schritten unserem Ziel, der Westküste mit dem Strand von Gügüi. Auf der gesamten Tagesetappe von etwas mehr als 15 km hatten wir keinen Menschen getroffen, und das, obwohl dieser Abschnitt wirklich grandiose Ausblicke bescherte. Wir waren froh, dass wir ausreichend Essen und Getränke bei uns hatten, um für eine weitere Nacht unser Zelt auf einem Felsen in 1100 m Höhe mit Blick auf die Berge der Westküste aufschlagen zu können. 


Der folgende Tag sollte uns bis ans Meer führen. Beeindruckt von der Aussicht verliefen wir uns am nächsten Morgen auch prompt und waren erst nach mehr als 2 Kilometern Umweg wieder auf unserer Route. Wir hatten geplant einige Tage am Strand von Gügüi zu verbringen, das bedeutete wir benötigten dringend Nachschub an Getränken und Essen. Ursprünglich hatten wir geplant nach Tasarte abzusteigen, um uns dort im einzigen Supermarkt mit dem Nötigsten einzudecken. Nach dem der weitere Weg auf ein Hochplateau mit großartigem Panorama mündete, änderten wir unsere Pläne und wanderten direkt zum Ort San Nicola/El Cardonal, um uns dort mit neuem Proviant zu versorgen. 


Um nicht 12 km auf der engen, kurvenreichen Straße laufen zu müssen, ließen wir uns zum Ort Tasartico fahren und setzten von dort unsere Wanderung zum Strand von Gügüi fort. Obwohl es „nur“ etwas mehr als 300 Höhenmeter waren bis zum ersten Blick auf das Meer, machte uns dieser Aufstieg mit Proviant für 2 Tage in der Nachmittagssonne bei wieder 27 Grad ordentlich zu schaffen. Die Anstrengung wurde mehr als belohnt. Am Nachmittag des 5. Tages hatten wir den atemberaubenden Aussichtspunkt direkt über dem Meer erreicht. 




Das Geröll auf den Wegen machte den Abstieg mit den schweren Rucksäcken zu einer rutschigen Angelegenheit. Nach etwas mehr als 17 km waren wir am Ziel. 


Vorbei an „Aussteiger-Hütten“ in kleinen grünen Oasen erreichten wir den Strand von Gügüi, um uns nach der Anstrengung endlich im Meer abzukühlen. 



Der Strand war feinsandig und flach auslaufend. Auf den ersten Blick wirkte der Strand eher klein und die einzig zuverlässig trockene Stelle war schon von einem Zelt belegt. Aber der erste Eindruck täuschte, wir waren bei Flut angekommen. Einige Stunden später gab das Wasser eine kleine Landzunge frei auf der wir zum größeren, ca. 600 m langen Strandstück mit feinem schwarzen Sand gelangten.


Mitten in der Woche waren wir hier für einen Tag die einzigen Besucher. Eingerahmt war der Strand von 500 m hohen, steilen Bergen. Nachdem das steigende Wasser den Landzugang wieder geschlossen hatte, waren wir für einen Tag an diesen wunderschönen Naturstrand komplett allein. 


Erst am Samstagmittag kamen die ersten Spanier, um hier ihr Wochenende zu verbringen. Innerhalb von wenigen Stunden waren 5 oder 6 kleinere Gruppen mit Zelten an diesem nur zu Fuß oder über das Meer zu erreichendem Strand. Schattenplätze waren rar gesät. Am Nachmittag brannte die Sonne unerbittlich. Allerdings dauert es auch fast bis zum Mittag bis die Sonne über die Berge den Strand erreichte. 

Insgesamt war der Strand und auch das ganze Campingareal sehr sauber, es war so gut wie kein Müll zu sehen. Wer einmal ein paar Tage ohne Handyempfang sein möchte, der ist hier genau richtig. 


Zurück in die Zivilisation gab es noch einen zweiten Weg. Dieser führte über einen 700 m Pass und erreicht nach ca. 12 km den Ort La Aldea de San Nicola. 



Der Rückweg vom Strand in die Zivilisation

Tagesetappe am 4. Tag

Tagesetappe am 3. Tag